Multiple Sklerose

Multiple Sklerose, oder kurz MS, ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und gehört zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Sie befällt das Gehirn und das Rückenmark und beginnt meist im frühen Erwachsenenalter. Die Erkrankung ist nach aktuellen Erkenntnissen nicht heilbar, jedoch lässt sich ihr Fortschreiten meist mit einer medikamentösen Therapie bremsen.

Die Krankheit wird entlang unterschiedlicher Verlaufsformen unterteilt:

Schubförmig remittierende Form:

Bei der häufigsten Form der Multiplen Sklerose treten immer wieder Schübe mit neurologischen Symptomen auf, die sich innerhalb von Wochen vollständig oder teilweise zurückbilden. Mit den Jahren kommt es bei den meisten Betroffenen zu einem zunehmenden Ausfall von Körperfunktionen. Ca. ein Fünftel der Betroffenen zeigen einen leichten Verlauf mit nur geringfügigen oder gar keinen funktionellen Beeinträchtigungen.

Sekundär progrediente Form:

Ausgehend von einer schubförmig remittierenden MS verschlechtern sich hierbei nach 10 bis 20 Jahren die Symptome. Teilweise können keine akuten Schübe mehr abgegrenzt werden. Es gibt Verläufe mit oder ohne zusätzlich aufgesetzten Schüben.

Primär progrediente Form:

Diese Form der Multiplen Sklerose tritt meist in einem höheren Lebensalter auf und nimmt nicht den typischen schubförmigen Verlauf. Die Symptome mehren sich langsam und kontinuierlich. Es gibt keine symptomfreien Zeiten.

Klinisch isoliertes Syndrom: (KIS)

Als KIS wird das Vorliegen von für die MS typischen Krankheitssymptomen bezeichnet. Allerdings kann keine Diagnose für die Erkrankung gestellt werden. Das ist zum Beispiel beim ersten akuten Krankheitsschub der Fall, dessen Symptome sich meist wieder vollständig zurückbilden, sodass während der diagnostischen Untersuchungen nur ungenügende oder gar keine direkten Hinweise auf die Krankheit zu finden sind. Jedoch kann eine KIS in eine Multiple Sklerose übergehen, sodass diese erst beim zweiten Schub einwandfrei diagnostiziert werden kann.
 

Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine multifaktorielle Entstehung. Das Immunsystem spielt dabei eine zentrale Rolle. Hier kommt es zu einer Fehlsteuerung von Abwehrzellen, die beginnen körpereigenes Gewebe anzugreifen. Dabei wandern vor allem T-Lymphozyten und B-Zellen in das zentrale Nervensystem ein und verursachen dort Entzündungen. Die fehlgesteuerten Zellen schädigen hier in erster Linie die Nervenzellen und ihre Nervenfasern, sowie das Myelin, eine Membran, die die Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark schützt und abschirmt.

Die Beteiligung genetischer Faktoren sowie die Beteiligung von Umwelteinflüssen und Infektionen an der Entstehung der Erkrankung werden noch intensiv erforscht. Ebenso muss noch herausgefunden werden, warum Frauen häufiger als Männer von einer schubförmig remittierenden Form der Erkrankung betroffen sind.

 

Sehstörungen, Gefühlsstörungen, Koordinationsstörungen oder Lähmungen sind häufige Symptome der Multiplen Sklerose. Nicht selten bemerken die Patienten zu Beginn der Krankheit Sehstörungen oder Gefühlsstörungen an Armen, Rumpf oder Beinen, zum Beispiel Taubheitsgefühl oder Kribbeln. Es können aber auch leichte affektive Störungen auftreten wie Euphorie, depressive Verstimmung und emotionale Labilität.

Die ersten Symptome treten meist zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr im Rahmen eines Schubes auf. Während sich die Schübe bei Erkrankungsbeginn unter entsprechender Therapie meist völlig zurückbilden, bleiben im späteren Krankheitsverlauf nach Schüben häufig neurologische Defizite zurück, die sich auch schleichend verschlechtern können. In diesen späten Stadien sind eine Gangstörung oder eine Blasenstörung häufige Symptome.

Allgemein ist das Krankheitsbild sehr vielseitig. Von Patient zu Patient zeigen sich unterschiedliche Beschwerden. Abhängig davon, welcher Teil des zentralen Nervensystems befallen wird, können außerdem folgende Beschwerden auftreten:
- Sensibilitätsstörungen (können auch fleckenförmig auftreten)
- Muskelschwäche und Lähmung
- Bewegungsstörungen
- Fatigue (Erschöpfung und Müdigkeit)

Obwohl die Autoimmunerkrankung bis heute nicht ursächlich heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: Neben der symptomatischen Therapie zur Linderung der Symptome und Vorbeugung möglicher Komplikationen, steht Patienten am DZI mit verschiedenen Formen der Immuntherapie ein breites Feld an Behandlungsoptionen offen.

Allgemein werden unter Immuntherapien alle Methoden verstanden, die das körpereigene Immunsystem für die Krankheitsregulierung nutzen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze. Bei der Multiplen Sklerose sind vor allem Schubtherapien, die die Hemmung der akuten Entzündungsreaktion eines Schubes verfolgen und verlaufsmodifizierende Therapien, die das Auftreten neuer Schübe verhindern sollen, zu nennen.

Immuntherapien werden bei multipler Sklerose bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Darüber hinaus entwickeln die Mediziner an der neurologischen Klinik als Teil des DZI die immuntherapeutischen Ansätze stetig weiter. Dadurch stehen unseren Patienten stets die modernsten Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.


Im Rahmen von Studien werden hier außerdem neue Therapieformen erprobt. Dazu gehören neue Antikörpertherapien, die das Immunsystem modulieren, die Behandlung mit sogenannten small molecules (kleine chemisch definierte Moleküle) oder mit  Substanzen, die mit dem Mikrobiom des menschlichen Körpers in Verbindung stehen.

Diese Studien und weitere zielgerichtete Möglichkeiten der Immuntherapie werden derzeit in der neurologischen Klinik untersucht und Patienten im Rahmen von Studien zugänglich gemacht. Weiterhin stehen hochleistungsfähige technische Untersuchungsmodalitäten wie die optische Kohärenztomografie für spezifische Fragestellungen zur Verfügung. Als anerkanntes MS Zentrum der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG), assoziiertes Zentrum im Klinischen Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) und dem Zentrum der Neuroemyeliitis optica Studiengruppe (NEMOS), können wir eine umfassende Versorgung unserer Patienten von der Anamnese bis zur Behandlung gewährleisten.

Haben Sie Fragen zur Behandlung von Multipler Sklerose? Kontaktieren Sie uns gerne per Telefon, per E-Mail oder über unser Kontaktformular.