Immuntherapien und zielgerichtete Therapien

29 Lungenkrebs Eine alleinige Immuntherapie kann ein fortge- schrittenes, nicht-kleinzelliges Lungenkrebslei- den bei einem älteren Patienten erfolgreich kontrollieren. Bei einem 83-jährigen Ex-Raucher, der zuvor über mindestens 25 Jahre eine Zigarettenpackung pro Tag konsumiert hatte, wurde im Sommer 2021 ein sog. nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom fest- gestellt. Aufgrund des beginnenden Einwachsens des Tumors in den Herzbeutel und Tumorabsied- lungen in Knochen stand ein mit Heilungsaussicht verbundenes Therapieverfahren nicht zur Verfü- gung. Genetische Untersuchungen des Tumorma- terials schlossen eine zielgerichtete Therapiemög- lichkeit zu dem Zeitpunkt aus. Demgegenüber wiesen die Krebszellen eine hohe Dichte des Eiweißstoffes PD-L1, eines sog. Checkpoint-Mo- leküls, auf ihrer Oberfläche auf. Aufgrund des fortgeschrittenen Lebensalters und einer Vielzahl von schweren Begleiterkrankungen an Herz und Lunge wurde daher eine alleinige Immuntherapie (sog. Checkpoint-Blockierer) ohne begleitende Chemotherapie begonnen. In allen Kontrollunter- suchungen in dreimonatigen Abständen zeigte sich (Stand Herbst 2022), dass mit dieser Behand- lung bis über ein Jahr nach Erstdiagnose ein wei- teres Fortschreiten der Lungenkrebserkrankung verhindert werden konnte. Erfreulicherweise zeig- ten sich bei dem Patienten zudem keine schwe- reren, für die Immuntherapie typischen Neben- wirkungen. Daher stellt die Immuntherapie unter bestimmten Voraussetzungen auch bei älteren, vorerkrankten Lungenkrebspatientinnen und -patienten eine effektive und gut verträgliche Therapieoption dar.

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