Polytrauma

Unter dem Notfallbild des Polytraumas versteht man eine gleichzeitig entstandene Verletzung mehrerer Körperregionen oder Organsysteme, wobei mindestens eine der Verletzungen oder die Kombination von Verletzungen lebensbedrohlich ist.
Menschen mit einem Polytrauma fallen in die Rubrik „Schwerstverletzte“. Die Inzidenzrate (Neuerkrankung) pro Jahr in Deutschland liegt bei 0,02%.

Hauptursache für ein Polytrauma sind schwere Verkehrsunfälle und Stürze aus großer Höhe. Arbeitsunfälle, Freizeitunfälle (vor allem bei Extremsportarten), Suizidversuche und Gewaltverbrechen sind ebenfalls mögliche Ursachen.

Folgendes Schema kommt bei einem Polytrauma in der Regel zum Einsatz:

- Erstversorgung am Unfallort (Sicherung der Vitalfunktionen, Begutachtung).
- Transport in eine Klinik (Schockraum) oder in ein Traumazentrum.
- Durchführung von lebenserhaltenden Operationen.

Polytraumatisierte Patienten entwickeln meist eine systemische (den gesamten Körper betreffende) Entzündungsreaktion, die häufig eine Multiorganfehlfunktion bis hin zum Multiorganversagen zur Folge hat. Diese kann auch in einer über eine sekundäre, häufig pulmonale Infektion (die Lunge betreffend) zu einer posttraumatischen Immunsuppression führen.

Die gestörte Balance zwischen immunstimulierenden und anti-entzündlichen Mechanismen ist wesentliche Ursache der posttraumatischen Zellfunktionsstörung und damit Wegbereiter des Organversagens.

Zur Modulation dieser Entzündungsantwort mit dem Ziel einer Prognoseverbesserung des Polytraumapatienten stehen klinisch zahlreiche unterstützende und präventive Therapiemaßnahmen zur Verfügung, die diese Entwicklung positiv beeinflussen.

Im wissenschaftlichen Interesse steht ein optimiertes Operationsmanagement im Sinne von „Damage-Control-Strategien“ auf Basis von Entzündungsmarkern im Blut sowie eine Reihe von Studien mit immunmodulierenden und Zell-schützenden Substanzen.