Juvenile Idiopathische Arthritis

Bei der juvenilen idiopathischen Arthritis, kurz JIA, handelt es sich um eine chronische  rheumatische Autoimmunerkrankung, die die Gelenke betrifft. Unter Autoimmunerkrankungen werden Erkrankungen verstanden, bei denen sich das Immunsystem nicht mehr nur gegen Krankheitserreger richtet, sondern auch gegen den eigenen Körper. Bei der JIA wandern fehlgeleitetet Abwehrzellen in die Gelenke ein und produzieren hier entzündungsfördernde Botenstoffe. Wird diese Überreaktion des Immunsystems nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, werden die Gelenke langsam zerstört.

Definitionsgemäß tritt die idiopathische Arthritis vor dem 16. Lebensjahr auf. Eine Krankheit liegt vor, wenn die Entzündung der Gelenke mindestens 6 Wochen anhält und gleichzeitig andere Ursachen ausgeschlossen werden können. Je nach den Symptomen außerhalb der Gelenke und der Anzahl der betroffenen Gelenke werden sieben Unterformen unterschieden:

Systemische Arthritis:
- auch Organe wie Leber, Herz, Lymphknoten und Lunge betroffen

Rheumafaktor-positive Polyarthritis:
- 5 oder mehr Gelenke betroffen
- Rheumafaktor (spezieller Antikörper) im Blut nachweisbar
- der rheumatoiden Arthritis der Erwachsenen ähnlich
- meist im späten Kindesalter

Rheumafaktor-negative Polyarthritis:
- 5 oder mehr Gelenke betroffen
- kein Rheumafaktor nachweisbar
- meist im Kleinkindalter

Enthesitis-assoziierte Arthritis:
- betrifft Sehnenansätze und Gelenke
- bestimmter Zellmarker HLA-B27 vorhanden
- meist im späten Kindesalter

Oligoarthritis:
- zu Beginn 4 oder weniger Gelenke betroffen
- meist im Kleinkindalter

Psoriasis-Arthritis:
- assoziiert mit Psoriasis (Schuppenflechte)
- am häufigsten Kniegelenke betroffen
- isolierter Befall einer einzelnen Zehe typisch

Undifferenzierte Arthritis:
- keine oder mehr als einer der übrigen Formen


 

Die Ursache der juvenilen idiopathischen Arthritis konnte bisher noch nicht abschließend geklärt werden. Jedoch gehen Experten davon aus, dass bei einer vorhandenen genetischen Disposition bestimmte Autoimmunmechanismen den Ausbruch der Erkrankung begünstigen können. Wahrscheinlich spielen auch äußere Faktoren wie Umwelteinflüsse oder virale und bakterielle Infektionen eine Rolle, die die Krankheit jedoch weniger beeinflussen.

 

Die Beschwerden der Patienten variieren je nach Erscheinungsform der Krankheit und sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das Spektrum reicht dabei von Schwellungen und Schmerzen der Gelenke bis hin zu Fieberschüben, Hautauschlägen und Augenentzündungen.

Folgende Symptome treten bei der juvenilen idiopathischen Arthritis hauptsächlich auf:
- Rötungen der Haut an den betroffenen Gelenken
- Schmerzen der Gelenke
- Augenentzündung (häufig bei Oligoarthritis)
- Morgensteifigkeit
- Fieberschübe
- Hautanomalien (häufig bei Psoriasis-Arthritis und systemischer Arthritis)
- Bewegungseinschränkung
- Überwärmung
- sichtbare und/oder tastbare Schwellungen (Gelenkergüsse sonografisch detektierbar)
- schnellere Ermüdung
- Leistungsabfall
- Wachstumsstörungen an den entzündeten Gelenken, die zu Fehlstellungen führen können

 

Die Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis erfolgt bis zum 18. Lebensjahr an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Als Teil des Deutschen Zentrum Immuntherapie steht unseren Patienten hier ein interdisziplinäres Team aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen zur Seite.

Neben den bewährten Therapien mit Standardmedikationen wie Methotrexat haben Patienten am DZI Zugang zu weitere hochmoderne Therapiemöglichkeiten. Hierzu gehören auch verschiedene Formen der Immuntherapie. Die Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis kann durch die gezielte Gabe von Biologika erfolgen. Dabei handelt es sich um neuartige Biopharmazeutika, die mit Hilfe biotechnologischer Verfahren hergestellt werden und die die der Krankheit zugrunde liegende überschießende Aktivierung des Immunsystems hemmen sollen.

Die Medikamente können in Form von Infusionen im Rahmen von tagesstationären Aufenthalten oder subkutan in der Ambulanz verabreicht werden. Nach entsprechender Schulung der Patienten ist die subkutane Anwendung auch zu Hause möglich.

Je nach Beschwerdesymptomatik erfolgen parallel weitere ärztliche Konsultationen. Im Hauptfokus steht hierbei die enge Verzahnung mit internen Abteilungen wie der Kindernephrologie, der Kindergastroenterologie oder anderen universitären Einrichtungen wie zum Beispiel der Augenklinik, der Hautklinik oder der Radiologie.

Mit der Erwachsenenrheumatologie visitieren wir gemeinsam Eltern mit deren Kindern. In unserer hoch spezialisierten Transitionssprechstunde nehmen wir uns ausreichend Zeit zur Beantwortung medizinischer und sozialrechtlicher Fragen, um den Übergang von der Kinderheilkunde in die Erwachsenenmedizin so einfach wie möglich zu gestalten. Da sich bei autoinflammatorische Erkrankungen oft eine familiäre Häufung zeigt, ist  die Zusammenarbeit und Betreuung im interdisziplinären Team aus Kinder- und Erwachsenenrheumatologie von besonderer Bedeutung und in dieser Form einzigartig in der Region..

Durch den Zusammenschluss der beteiligten Fachbereiche am DZI können Patienten effektiv und zügig an die richtigen ärztlichen Ansprechpartner verwiesen werden. Außerdem profitieren sie von neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, die im Rahmen von Studien angewendet und stetig weiterentwickelt werden.

Haben Sie Fragen zur Behandlung von juveniler idiopathischer Arthritis? Kontaktieren Sie uns gerne per Telefon, per E-Mail oder über unser Kontaktformular.