Darmkrebs

Als Darmkrebs, auch kolorektales Karzinom genannt, werden bösartige Tumore bezeichnet, die im Dickdarm oder im Enddarm wachsen. Während Karzinome des Dick- und Enddarms zu den häufigsten Tumoren überhaupt zählen, kommen Karzinome im Dünndarm nur sehr selten vor.
Ein kolorektales Karzinom entsteht, wenn sich Zellen der Darmschleimhaut zu Krebszellen entwickeln. Es bilden sich zunächst gutartige Krebsvorstufen, die Adenome genannt werden. Diese Darmpolypen, entwickeln sich aus dem normalen Darmschleimhautgewebe. Sie neigen jedoch dazu, ihre Zellen zu verändern und können sich über mehrere Jahre zu Krebs weiterentwickeln. Diesen Prozess nennen Mediziner Adenom-Karzinom-Sequenz. Der Gewebeaufbau, die Größe und Anzahl der Adenome bestimmen letztlich das Darmkrebsrisiko.

 

 

Die genauen Ursachen für ein kolorektales Karzinom sind noch nicht eindeutig geklärt. Zu wenig Bewegung, Übergewicht, falsche Ernährungsgewohnheiten und Rauchen gelten jedoch als wichtige Risikofaktoren. Genetische Faktoren scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen. Es gibt auch vererbbare Formen des Darmkrebses, bei deren Nachweis auch eine humangenetische Abklärung der Familienmitglieder erfolgen sollte.

Auch das Alter spielt eine große Rolle. Je älter ein Mensch ist, desto höher ist sein Risiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken. Mehr als die Hälfte der Darmkrebspatienten hat das 70. Lebensjahr bereits überschritten und ungefähr 90 % aller Dickdarmkarzinome treten nach dem 50. Lebensjahr auf.

Ein kolorektales Karzinom verursacht im Anfangsstadium keine Beschwerden. Auch bei Fortschreiten der Krebserkrankung zeigen sich oft nur recht unspezifische Symptome, die auch auf andere gesundheitliche Probleme hinweisen können. Dazu gehören unter anderem:

- plötzlich auftretende Durchfälle
- plötzlich auftretende Verstopfung
- Verstopfung und Durchfall im Wechsel (paradoxe Diarrhö)
- Leistungsminderung
- zusätzlich ungewollter Stuhl beim Abgang von Winden
- Bauchschmerzen
- Müdigkeit
- eventuell Gewichtsverlust
- Fieber
- Nachtschweiß
- Stuhl ist formverändert und dünn wie ein Stift (Bleistiftstuhl)
- Blutbeimengungen im Stuhl

 

Die Festlegung des therapeutischen Vorgehens beim kolorektalen Karzinom erfolgt interdisziplinär im sogenannten Tumorboard. Hierbei werden neben Spezialisten aus der Onkologie, Chirurgie und der Gastroenterologie auch Kollegen aus den Fachrichtungen der Nuklearmedizin, Radiologie, Pathologie und Strahlentherapie zu Rate gezogen. Die genannten Fachdisziplinen bilden das am Universitätsklinikum Erlangen ansässige Darmkrebszentrum, das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist. Die individuelle Therapie hängt unter anderem von der Lokalisation (Dickdarm oder Enddarm) und dem Stadium der Tumorerkrankung sowie vom Alter und dem Zustand des Patienten ab.

Sollte primär eine nicht chirurgisch behandelbare Situation vorliegen, erfolgt zunächst eine molekularpathologische Untersuchung des Tumorgewebes auf bestimmte genetische Veränderungen. Die Ergebnisse liefern zusammen mit dem Therapieziel und dem Allgemeinzustand des Patienten die Basis für die Auswahl einer geeigneten Therapie.

Als mögliche Therapien kommen die Chemotherapie, die zielgerichtete Therapie, die Strahlentherapie sowie für eine Untergruppe der Patienten die Immuntherapie in Frage

Mit der Immuntherapie haben Betroffene Zugang zu einer der modernsten Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs. Unter Immuntherapien werden alle Methoden verstanden, die das körpereigene Immunsystem für die Krebsbekämpfung nutzen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze, die alle die bereits bestehenden Abwehrmechanismen des Körpers verstärken und gezielt auf die Krebszellen richten.

Bei Darmkrebs wird versucht das Immunsystem medikamentös zu aktivieren. Dafür steht für Patienten mit dem Nachweis einer sogenannten Mikrosatelliteninstabilität, die als Schädigung bestimmter DNA-Reparaturproteine definiert ist, seit Ende Dezember 2020 der Arzneistoff Pembrolizumab als zugelassene Therapie zur Verfügung. Das Medikament dockt an den PD1-Rezeptor der Krebszellen an und hemmt damit die Interaktion mit dem Oberflächenprotein PD-L1. Dieses Protein wird von den Tumorzellen selbst exprimiert. Es signalisiert dem Immunsystem, dass keine Gefahr bestünde. So schützt es die Tumorzellen, von körpereigenen Abwehrzellen attackiert zu werden. Pembrolizumab kann als sogenannter PD1-Inhibitor die körpereigene Anti-Tumor-Immunantwort reaktivieren, indem es dem Stoppsignal entgegenwirkt und damit die körpereigenen Abwehrzellen die Krebszellen wieder erkennen und bekämpfen können.

Am Deutschen Zentrum Immuntherapie werden in Zusammenarbeit mit den beteiligten Kliniken weitere Anstrengungen und Untersuchungen unternommen, um herauszufinden, inwiefern auch andere Patientengruppen von einer Immuntherapie profitieren können.

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