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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen unter der Lupe

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen unter der Lupe

PD Dr. Sebastian Zundler erhält Wissenschaftspreis für klinische Forschung 2022 von der GlaxoSmithKline Stiftung

Die Ursachen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind vielfältig und nicht restlos erforscht. Deshalb ist eine ursächliche Behandlung beider Erkrankungen nach derzeitigem medizinischem Kenntnisstand nicht möglich. Aber es gibt vielversprechende Therapieoptionen wie den monoklonalen Antikörper Vedolizumab, den PD Dr. Sebastian Zundler, Leiter der Arbeitsgruppe „Intestinale Zellwanderung und TRM-Zellen in der Pathogenese und als therapeutischer Ansatzpunkt bei CED“ in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen, untersucht. Für seine Forschungsergebnisse wurde Sebastian Zundler nun von der GlaxoSmithKline Stiftung mit dem Wissenschaftspreis für klinische Forschung 2022 geehrt. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.

„Der anti-α4β7-Integrin-Antikörper Vedolizumab wirkt gezielt im Darm und blockiert das sogenannte ‚Homing‘, also das Auswandern von Entzündungszellen aus dem Blut in den Darm“, erklärt PD Zundler. Der Erfolg der Therapie mit dem Medikament hängt maßgeblich von der Konzentration des Wirkstoffs im Blut ab. Frühere Studien zeigten, dass das Spektrum an Serumkonzentrationen bei Patientinnen und Patienten allerdings sehr breit ist, auch wenn Vedolizumab in identischer Dosis verabreicht wurde. Zudem geht eine sehr hohe Konzentration mit einem schlechteren Ansprechen auf die Therapie einher. „Gegenstand meiner Forschung ist es, den Mechanismus auf Zellebene zu entschlüsseln, der diese nichtlineare Dosis-Wirkungs-Beziehung von Vedolizumab bedingt“, so Sebastian Zundler. Gemeinsam mit seiner Doktorandin Emily Becker und seinem Team an der Medizinischen Klinik 1 konnte der Wissenschaftler in seiner Arbeit zunächst in künstlicher Umgebung und später auch in einer großen Kohorte von Patientinnen und Patienten zeigen, dass Vedolizumab gezielt an das α4β7-Integrin auf den Effektor-T-Lymphozyten bindet und die regulatorischen T-Lymphozyten bei optimalen Serumspiegeln teilweise „resistent“ gegen den Wirkstoff sind. Die entzündungsfördernden Effektorzellen werden durch die intravenöse Gabe von Vedolizumab also daran gehindert, sich im Darmgewebe anzusiedeln und dort eine Entzündung auszulösen. Gleichzeitig ist das Homing der antientzündlichen regulatorischen T-Zellen weiterhin möglich.

Auf der Grundlage der Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit von Sebastian Zundler kann nun daran gearbeitet werden, die Dosis des Medikaments individuell an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anzupassen. Weitere Studien sind bereits in Arbeit.

Über die GlaxoSmithKline Stiftung

Seit 1989 vergibt die GlaxoSmithKline Stiftung jährlich Auszeichnungen an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die biomedizinische Grundlagenforschung und die klinische Forschung voranbringen. Die Verleihung des diesjährigen Wissenschaftspreises fand im Juli 2022 statt.

Weitere Informationen:

PD Dr. Sebastian Zundler

09131 85-35000

sebastian.zundler(at)uk-erlangen.de