Nebenwirkungsmanagement bei Immuntherapien: Interdisziplinäres Toxizitäts-Board am DZI
Immuntherapien, v.a. die Immuncheckpoint-Inhibitor-Therapie, haben die onkologische Tumortherapie revolutioniert. Der guten Wirksamkeit stehen eine Vielzahl verschiedener Nebenwirkungen gegenüber, die alle Organsysteme betreffen können. Diese können zu bleibenden Schäden führen oder sogar tödlich sein.
Unter Leitung von Frau Prof. Dr. med. L. Heinzerling, MPH, Hautklinik, wurde am Universitätsklinikum Erlangen ein interdisziplinäres Toxizitäts-Board Immunonkologie zum Nebenwirkungsmanagement bei Immuntherapien etabliert. Hier können Vertreter der verschiedenen Fachgebiete wie Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie, Kardiologie, Endokrinologie, Neurologie, Rheumatologie und Dermatologie bei Fällen von schweren, komplexen oder seltenen Nebenwirkungen konsultiert werden.
Seit 2018 trifft sich das Gremium einmal im Monat (jeweils Dienstag 15.15 Uhr in der Bibliothek der Hautklinik D1-3) mit Fallvorstellungen von Patienten mit komplexen oder therapierefraktären Nebenwirkungen. Auskunft über Termine und die Anmeldung der Fälle erfolgt über toxboard(at)uk-erlangen.de
Da am Universitätsklinikum in Erlangen bereits frühzeitig interdisziplinäre Medikamentenstandards etabliert wurden, wurde das Klinikum rasch zum Referenzzentrum für Fragen zum Nebenwirkungsmanagement bei Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren. Im Rahmen dieser Aktivitäten wurde früh ein Nebenwirkungsregister Immuntherapien etabliert, aus dem mittlerweile zahlreiche Empfehlungen und Publikationen hervorgegangen sind. Bislang wurden über 1000 Fälle seltener Nebenwirkungen von 26 Zentren aus Europa und den USA gemeldet. Aktuell ist in Kooperation mit dem Paul-Ehrlich Institut die Etablierung einer Online-Version des Nebenwirkungsregisters in Vorbereitung, die auch das Vorhandensein biologischer Proben erfasst. Mit zunehmendem Einsatz der Immuntherapien und neuen Kombinationstherapien (beispielsweise mit zielgerichteter Therapie) in früheren Tumorstadien bzw. mit neuem Therapieansätzen (CAR-T-Zellen) treten vermehrt neue und komplexe Nebenwirkungskonstellationen auf.
Die systematische Erfassung und Auswertung von Fällen immunvermittelter Nebenwirkungen wird zu einem besseren Verständnis der Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten auch seltener, komplexer und schwerer Nebenwirkungen führen und so langfristig den Patienten zu Gute kommen.