Strahlentherapie vs. Immunsystem
Forscher des Uniklinikums Erlangen erhält BMBF-Förderung, um Auswirkung von Strahlentherapie auf das Immunsystem zu untersuchen
Das Komplementsystem hilft als ein Teilbereich unseres angeborenen Immunsystems dabei, Tumorzellen zu zerstören. Ein aktiviertes Komplementsystem kann allerdings paradoxerweise bei einigen Tumorarten, wie zum Beispiel Sarkomen, auch dazu beitragen, dass Wachstum und Metastasenbildung gefördert werden. Wie eine Strahlentherapie nun wiederum das Komplementsystem beeinflusst, ist Gegenstand der Untersuchungen eines Forschungsverbundes, zu dem auch der Forscher Dr. Michael Rückert gehört. Er ist der Leiter der Arbeitsgruppe „Systemische Anti-Tumor-Immunreaktionen“ der Translationalen Strahlenbiologie der Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Uniklinikums Erlangen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit dem Titel „Einfluss von (dicht-)ionisierender Strahlung auf die immunmodulatorische Wirkung des Komplementsystems: Neue Perspektiven für Gesundheitsschutz und Tumortherapie (ENDORSE)“, zu dem drei Arbeitsgruppen aus drei Institutionen beitragen, mit insgesamt 1,7 Millionen Euro.
Wichtige Verständnislücken schließen
Auf das Teilprojekt von Michael Rückert entfallen dabei etwas mehr als 580,000 Euro. Er untersucht mit seinem Team, welche Zellen innerhalb eines Tumors welche der mehr als 40 verschiedenen Komplementproteine freisetzen und wie diese in Folge einer Bestrahlung aktiviert werden und an Tumorzellen anbinden. Dieser Vorgang lockt Immunzellen in den Tumor und markiert Tumorzellen, damit Fresszellen diese dann beseitigen. „Dabei ist es wichtig zu untersuchen, welche Unterarten von Antigen-präsentierenden Zellen und Fresszellen eine Rolle spielen“, erklärt Michael Rückert. Dies sei entscheidend dafür, ob das Tumorwachstum weiter gefördert oder eine Immunantwort gegen den Tumor forciert werde. Zusätzlich untersucht der Forschungsverbund, wie sich Strahlentherapien auf die Antitumor-Immunantwort gegen Metastasen auswirken, wenn das Komplementsystem aktiviert wird.
„Ziel des Forschungsvorhabens des Gesamtverbundes ist es, eine wichtige Lücke im Verständnis der Auswirkungen von Strahlen auf das Immunsystem zu schließen“, erklärt Michael Rückert. „Wir möchten damit die Strahlentherapie insbesondere bei Sarkomen verbessern.“ Zudem sollen daraus wichtige Erkenntnisse für den Strahlenschutz abgeleitet werden. „Zum Beispiel wie groß die möglichen Gesundheitsrisiken inklusive der potentiellen Entstehung von Sekundärtumoren nach einer Strahlenexposition sind.“
Der Forschungsverbund
Dr. Michael Rückert ist der stellvertretende Koordinator des Verbundes, zu dem er zusammen mit dem Team der Translationalen Strahlenbiologie (Prof. Dr. Udo Gaipl) der Strahlenklinik des Uniklinikums Erlangen als Leiter eines Arbeitspaketes beiträgt. Koordinatorin des Forschungsverbundes ENDORSE ist Prof. Dr. Claudia Fournier (Helmholtzzentrum GSI, Darmstadt). Ein Partner aus der Praxis ist die Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gGmbH (TRON). Weitere Arbeitspakete werden von Dr. Fulvia Vascotto (TRON), Prof. Dr. Claudia Fournier und Dr. Alexander Helm (beide GSI) geleitet. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben von der Humanitas-Universität Mailand und der Medizinischen Universität Wien.
Quelle: uni | mediendienst | forschung Nr. 58/2024
Weitere Informationen:
Dr. Michael Rückert
09131 85-44948
michael.rueckert(at)uk-erlangen.de